Sich selbst verändern

Es scheint unsinnig, ein Buch zu empfehlen, das sich jahrelang auf den Bestsellerlisten hielt. Ich tue es dennoch, weil ich finde, dass das Buch “Das Ende ist mein Anfang” von Tiziano Terzani wertvolle Denkanstöße liefert zum Sinn des Lebens und für das Besinnen auf sich selbst. Es ist Terzanis letztes Buch, das sein Sohn als Gespräch mit seinem Vater aufzeichnet, als dieser bereits schwer gezeichnet ist von seinem Krebsleiden. Terzani erzählt über seinen Werdegang gegen Widerstände, darüber, was er in den vielen Jahren seines Lebens in Asien und als Asienkorrespondent für den SPIEGEL gelernt hat über Politik und über den Einfluss des Menschen auf die Welt. Und er reflektiert über das Wagnis innerer Freiheit, über Festhalten und Loslassen und über den Tod.


Immer wieder betont er, wie wichtig es ihm zeitlebens war, seinen eigenen Weg zu finden und sich selbst treu zu bleiben, und wie er dafür Hindernisse und Umwege in Kauf nahm. Er bezeichnet dieses Streben als den roten Faden, der sich durch sein Leben zog. Im Rückblick erkennt er dieses Streben als so wichtig, dass er es an seinen Sohn als Rat weitergibt: “Wenn an einer Gabelung der eine Weg nach oben und der andere nach unten führt, wähle immer den, der nach oben führt. Es ist der schwierigere, aber auf ihm wirst du das finden, was dir selbst wichtig ist.”
Terzani führt eindrucksvolle Beispiele an, wie sich Geschichte endlos wiederholt, wie Revolution, Politik oder Wissenschaft keine Probleme lösen, und wie das vermeintlich Gute ebenso viel Leid über die Menschen bringt wie das augenscheinlich Böse. Geschichte und Geschichten, die nachdenklich machen. Seine Erkenntnis: “die Lösung ist, an sich selbst zu arbeiten.” Nur das Besinnen auf sich selbst, die Arbeit am eigenen Ich, kann Veränderung zum Guten bringen.
Beeindruckende Gedanken eines weisen Mannes, der sein Leben gelebt und nichts ausgelassen hat, der viel an sich gearbeitet hat und nun mit sich im Reinen ist. Er stellt sich selbst nicht als erleuchtet hin, sondern bekennt, ein gutes Stück vorangekommen zu sein, aber doch nur “mitten in der Furt” zu stehen. Seine Texte zeugen von Demut und regen an nachzudenken über sich selbst, über die Welt, über den Sinn allen Lebens. Ein geschichtlich interessantes und spirituell wertvolles Buch, das allemal lohnt, sich Zeit zum Lesen zu nehmen. Und anschließend zum Nachdenken.